Fragen und Antworten

Nachfolgend findest du Fragen und Antworten zum Thema Faszientraining mit der Rolle.

Ist Faszientraining genau so gut wie klassisches Dehnen?

Klassisches Dehnen und Faszientraining sind nach aktueller Studienlage in Bezug auf die gewonnene Beweglichkeit fast identisch. Doch es gibt einen großen Nachteil von statischem Dehnen: Die neuromuskuläre Leistung, das heißt die Erregbarkeit der Muskelfasern des gedehnten Muskels ist deutlich herabgesetzt. Dies führt zu einer schlechteren sportlichen Leistungsfähigkeit direkt nach dem Dehnen. Dieser Effekt ist beim Faszientraining nicht der Fall.

Welche physiologischen Effekte hinter der verbesserten Beweglichkeit liegen, darüber ist man sich noch unschlüssig. Laut Scott W. Cheatham et al. (2015) ist die gewonnene Flexibilität auf viskoelastische (d.h. hohe Verformbarkeit trotz sehr festem Gewebe) und thixotrope Veränderungen (d.h. zunehmende Viskosität der umgebenden Flüssigkeit durch stärkere Vernetzung der Faszien) des Fasziengewebes zurückzuführen.

Sollte ich beim Faszientraining nur in eine Richtung (zum Herzen hin) rollen?

Die positiven Ergebnisse des Rollens in beide Richtungen beweisen eindeutig das Gegenteil. Bei keiner der genannten Studien wurde nur in eine spezifische Richtung gerollt.

Oftmals wird behauptet, dass die Rollrichtung entscheidend für das Lymphsystem wäre. Beim Faszientraining geht es jedoch nicht darum die Lymphflüssigkeit in eine bestimmte Richtung zu drücken, was physiologisch so auch gar nicht möglich ist. Wichtig hierfür ist die optimale Leistungsfähigkeit des muskulären Systems, welches bei der Bewegung als eine Art „Pumpe“ fungiert und so den Lymphfluss gewährleistet.

Es gibt aktuell keine Studien, die den Vorteil von nur einer Rollrichtung unterstützen würden. Die Aussage ist also eine reine Hypothese, die widerlegt werden kann.

Gefährdet Faszientraining mit der Rolle und einem zu hohen Druck die Venenklappen?

Aktuell fehlt für diese Behauptungen der Beweis. Es ist also bisher auch nur eine Hypothese. Wie bei so vielem macht aber auch hier die Dosis das Gift.

Faszientraining wird dynamisch unter Bewegung durchgeführt. Damit begrenzt sich die Okklusion (also, der krankhafte Verschluss) auf einen minimalen Zeitrahmen der Gesamtanwendung.

Laut des renommierten Faszienforschers Dr. Robert Schleip können allgemein zum Thema Blutfluss und Faszientraining sehr positive Effekte nachgewiesen werden.

„So zeigte eine Studie aus dem Jahr 2014 im Journal of Strength and Conditioning Research, dass die Konzentration von Stickstoffmonoxid im Blutplasma der Probanden nach dem Rollen erhöht war. Stickstoffmonoxid entspannt die Blutgefäße und macht die Gefäßwände elastisch. Es verhindert zudem das Verklumpen von Blutplättchen; so hat die Substanz einen positiven Effekt auf die Fließfähigkeit des Blutes. Die gefäßerweiternde Wirkung des Stickstoffmonoxids machen sich eine Reihe von Medikamenten zunutze, darunter auch Viagra. Die Wissenschaftler zogen in ihrer Studie den Schluss, dass die Selbstmassage mit der Rolle die Steifheit der Arterien reduziert und die endotheliale Gefäßfunktion verbessert.»

Weitere sehr vielversprechende Ergebnisse konnte auch Thilo Hotfiel et al. (2017) mit seiner Studie beitragen. Im Anschluss an die Selbstmassage (bei der die seitlichen Oberschenkel gerollt wurden), wurde die arterielle Durchblutung signifikant gesteigert!

Kann ich durch Rollen wirklich die Faszien beeinflussen?

Beim Faszientraining mit der Rolle ist die Druckbelastung für mechanische Veränderungen zu gering. Der manuelle Druck reicht nicht für die Beeinflussung des Fasziengewebes aus.

Je nach Lokalisation und «Art» des faszialen Gewebes, wäre ein Druck von mehreren Hundert Kilo notwendig, um eine strukturelle Auswirkung auf die Faszie an sich auszuwirken.  Faszien sind angereichert von Mechanorezeptoren, welche auf manuellen Druck reagieren. Die Stimulierung dieser Rezeptoren führt zu einer Verringerung des sympathischen Tonus und Veränderung in der Viskosität von lokalem Gewebe.

Ein häufiges Ziel, das mit dem Faszientraining verbunden wird, ist es die Beweglichkeit zu verbessern.

Es gibt viele Einflüsse auf die Beweglichkeit (siehe Grafik). Manche davon können wir besser beeinflussen, manche weniger oder gar nicht. Mit Faszientraining wollen wir vor allem den Tonus in der Muskulatur und im Gewebe reduzieren. Das heißt die Anspannung im Körper herunterfahren, so dass er am Ende mehr Beweglichkeit zulässt und sich so die Gelenke freier bewegen können.

Verhindert Faszientraining mit der Rolle nach einer intensiven Belastung den Muskelkater?

In einer Meta Analyse von 21 Studien konnte eine deutliche Reduktion des subjektiven Schmerzempfindens festgestellt werden. Es konnte eine verbesserte arterielle Funktion sowie eine erhöhte Aktivität des parasympathischen Nervensystems gemessen werden. Das sind in jedem Fall deutliche Hinweise auf eine systemische Entspannung und damit sehr nützlich für die Regeneration.

Während der akuten Entzündungsreaktion steigt der osmotische Druck innerhalb des Gewebes, übt Druck auf die umgebenden Nozizeptoren (Schmerz-Rezeptoren) aus und kann dadurch zu den schmerzhaften Reaktionen nach deiner intensiven Muskelarbeit, zu dem sogenannten Muskelkater, führen.

Eine Erklärung für den positiven Effekt nach dem Faszientraining: Im Allgemeinen wird durch das Rollen der Stoffaustausch zwischen den Zellen angeregt. Das kann unterstützend beim Abtransport der Metaboliten (Stoffwechselendprodukte) helfen.

Dass eine Anwendung mit der Faszienrolle nach einer intensiven muskulären und neuronalen Belastung zu einer signifikant schnelleren Regeneration führen kann, zeigt folgendes Beispiel:

In einer kleinen Versuchsstudie von 20 kraftsporterfahrenen Männern wurden alle Beteiligten in eine Faszientraining-Gruppe (n=10) und eine Kontrollgruppe (n=10) eingeteilt. Beide Gruppen führten an verschiedenen Tagen zum einen ein 1 RM Back Squat Workout sowie ein 10 x 10 Back Squat Workout aus. Dabei konnten bei der Faszientraining-Gruppe signifikante Verbesserungen des subjektiven Muskelkaterempfindens (Nach 24, 48 und 72 Std.) nachgewiesen werden. Außerdem war die vertikale Sprunghöhe (Nach 48 Std.) deutlich besser als bei der Kontrollgruppe. Ein eindeutiges Ergebnis, auch wenn es sich nur um eine sehr kleine Versuchsgruppe gehandelt hat.

In diesem Sinne: Viel Spaß bei deinen intensiven Trainings und freue dich schon jetzt auf den reduzierten Muskelkater, nachdem du nach dem Training ausgiebig gerollt hast.