Fußgesundheit

Die Füße sind die Basis jedes Körpers, welche täglich belastet werden, um den Alltag bewerkstelligen zu können. Trotzdem werden sie oft ignoriert! Doch was würden wir tun, wenn wir ohne unsere Füße keinen stabilen Stand mehr hätten oder die Zehen uns nicht mehr ausbalancieren könnten?

Die Füße sind ein wahres Wunderwerk der Baukunst. Sie bestehen aus 26 Knochen, 100 Bändern und Sehnen, 2 Dutzend Muskeln und insgesamt 33 Gelenken. Doch durch unsere eintönige Alltagsbelastung sind sie leider auch eine Körperpartie, die bei vielen zu Problemen führt. Da die Gesundheit der Füße auch die Gesundheit unserer Knie, Hüfte und der Wirbelsäule beeinflusst, sollten wir ihr mehr Aufmerksamkeit schenken.

Zum Beispiel sollten sich unsere Zehen unabhängig voneinander und vom restlichen Fuß bewegen lassen. Doch wer kann schon von sich sagen, dass er den kleinen Zeh unabhängig von den vier anderen in die Luft strecken oder einkrallen kann?

Probleme an unserem Bewegungs- und Stützapparat sind oft unsere Gewohnheiten – die Art und Weise wie wir uns bewegen, bzw. bei den Füßen vor allem auch in was wir uns bewegen.

Unsere Füße sind ein wahres Wunderwerk der Baukunst und können viel mehr Bewegungen durchführen, als wir ihnen zutrauen – doch werden sie im Alltag meist ignoriert!

Schuhe oder barfuß?
Was tut unseren Füßen gut?

Wir sind in Schuhen aufgewachsen und tragen sie ganz selbstverständlich – ein Leben lang. Daher machen wir uns auch in den seltensten Fällen Gedanken darüber, dass diese Schuhe nicht nur vorteilhaft sind, sondern einige Herausforderungen für den Körper bieten.

Doch wenn es um Fußgesundheit geht, kommen wir nicht daran vorbei auch unser Schuhwerk etwas genauer zu betrachten. Denn den größten Einfluss auf die Beschaffenheit des Fußgewebes haben neben dem eigenen Bewegungsstil, die Schuhe.

Der Aufbau der Füße lässt darauf schließen, dass diese sehr beweglich sein könnten – sie werden jedoch von festem, unbeweglichem Schuhwerk umschlossen und somit direkt in ihrer Funktionalität beeinflusst. Darüber hinaus verändern die biomechanischen Eigenschaften der Schuhe nicht nur die Füße, sondern auch die Geometrie des gesamten Körpers.

Hohe Absatzschuhe verdeutlichen diesen Aspekt am besten. Wissenschaftliche Studien belegen, dass das dauerhafte Tragen von Absatzschuhen zu Problemen bei Füßen, Sprunggelenken, Knien, Hüfte und Wirbelsäule führen kann. Der Körper reagiert auf die unnatürliche Stellung der Füße mit Kompensationen in weiteren Körperbereichen.

Da Schuhe einen so entscheidenden Faktor für die (Fuß-)Gesundheit darstellen, macht es Sinn die Eigenschaften und den Aufbau des Schuhwerks sowie deren Auswirkungen auf den Körper kennenzulernen. Außerdem findest Du ein paar Punkte, auf die Du bei Deinen Schuhen achten solltest, damit diese Deine Fußgesundheit nicht beeinträchtigen.

Das Schuhwerk besteht aus diesen vier Hauptbestandteilen:

Sohle

Schützt die Haut vor Schürf- oder Stichverletzungen. Der Schuhboden (die Sohle) variiert in Hinblick auf Steifigkeit, Dicke, Weichheit, Ausprägung des Fußbetts und Höhe. Jedes Kriterium kann Auswirkungen darauf haben, welche Muskeln beim Gehen aktiviert werden. Die Sohle passt sich auch entsprechend der Mode an – von gesunder Funktionalität bis hin zu absurden Höhen, Längen u.Ä.

Auswirkungen auf Füße und Körper: Schutz führt zu Einschränkung des Empfindungsvermögens und der Mobilität. Die Durchblutung der Fußsohle wird verringert.

Bei Schuhen darauf achten: Die Schuhsohle sollte dünn und flexibel sein (wobei gilt: besser dicker, denn starr).

Schaft

Ist die oberste Materialschicht des Schuhs und hält die Sohle am Fuß. Seine Eigenschaften werden von der Menge und der Art des Materials bestimmt, das die Haut bedeckt (knöchelhoher Wanderschuh vs. Zehenstegsandale).

Auswirkungen auf Füße und Körper: Bei minimalem Schaft (z.B. Zehenstegsandale) müssen sich die Zehen festkrallen, vor allem bei fehlendem Fersenriemen. Es kann die Gefahr der Bildung einer Hammerzehe bestehen.

Bei Schuhen darauf achten: Der Schaft sollte guten Halt bieten. Bei Sandalen auf Fersenriemen achten, Pantoletten oder Zehenstegsandalen besser vermeiden.

Vorderkappe

Für den Aufbau gibt es zwei Kriterien: die Breite und der Abstand zwischen Boden und Schuhspitze. Breite: der Vorfuß und die Zehen (Gewebe und Knochen) müssen vollständig in die Spitze (=Vorderkappe) des Schuhs hineinpassen. Die Vorderkappe sollte, genau wie der Vorfuß, auf dem Boden aufliegen. Die Hersteller haben irgendwann jedoch Schuhe entwickelt, bei denen die Spitze angehoben wurde. Die heutige Form der Vorderkappe (eng geschnitten) ist lediglich Designelement und hat keine Funktion.

Auswirkungen auf Füße und Körper: Eng geschnittene Schuhe verhindern das Spreizen der Zehen. Bei dauerhaft zusammengedrückten Zehen ist die Muskulatur geschwächt. Gelenke und Knochen werden in dieser Fehlstellung stärker beansprucht.

Bei Schuhen darauf achten: Du solltest volle Bewegungsfreiheit für die Zehen bieten, zusammengedrückte Zehen unbedingt vermeiden. Die Schuhspitze sollte vollständig aufliegen und nicht nach oben gebogen und/oder starr sein.

Absatz

Ist der wichtigste Teil des Schuhs und befindet sich unmittelbar unter der Ferse. Der Absatz (Fersensprengung) verändert die Geometrie des Körpers gänzlich. Auch „normale“ Schuhe haben einen erhöhten hinteren Teil. Denn sobald die Ferse höher ist als der restliche Fuß, wird von einem „Plusabsatz“ gesprochen. Unter diese Definition fallen zum Beispiel Business-Schuhe, sowohl für Frauen als auch für Männer und sogar Laufschuhe.

Auswirkungen auf Füße und Körper: Es gibt einen erwiesenen Zusammenhang zwischen dem Tragen von Schuhen mit Absatz und Fuß-, Knie- sowie Rückenschmerzen. Schon ein niedriger Absatz von 2-5 cm kann den Körper auf ganzer Länge um viele Grade nach vorne neigen. Die Vorwärtsneigung durch einen Absatz wird kompensiert. Wie, ist sehr individuell und durch Fußgelenkstellung, Ausweichbewegungen in den Knien, Kippen des Beckens oder Wirbelsäulenkrümmung möglich. Zudem erhöht sich die Belastung im Vorfuß (höhere Druckbelastung).

Bei Schuhen darauf achten: Am besten sollte der Schuh keinen Absatz haben. (Noch akzeptabel: unter 0,6 cm) Absatzhöhen von 2,5 – 5 cm und höher vermeiden.

Wir kaufen unsere Schuhe meist nach den Anlässen, zu denen wir sie tragen. Dabei steht oft das Aussehen im Vordergrund – nicht unbedingt die Auswirkung auf die Fußgesundheit. Mit dem Wissen um die Wechselwirkung zwischen den unterschiedlichen Teilen des Schuhs und verschiedenen Aspekten der Fußgesundheit, solltest Du jedoch beim nächsten Schuhkauf Deinen Füßen etwas Gutes tun und eine fußgesündere Alternative wählen.

Schuhe für Klinik und Pflegeheim

Wer so viel auf den Beinen ist, der sollte ganz besonders auf das richtige Schuhwerk achten:  

  • Wähle flache Schuhe – d.h. auch bei Sportschuhen sollte die Ferse auf einer Höhe mit dem Vorfuß sein und keinen „Keil“ aufweisen  
  • Vermeide Schuhe ohne festen Fersenriemen – verbannen Sie alle Pantoletten oder Schlappen aus Ihrem Arbeitsalltag. Die Zehen müssen sich in diesen Schuhen die ganze Zeit zusammenkrallen, damit der Fuß Halt im Schuh findet. Dies kann im schlimmsten Fall die Bildung einer Hammerzehe (Hallux valgus) begünstigen. 
  • Wähle daher lieber Schuhe mit einem festen Schaft – der gibt Deinem Fuß einen guten Halt im Schuh. 
  • Die Sohle sollte im besten Fall dünn und flexibel sein. Für eine bessere Dämpfung wähle Schuhe mit einer dickeren Sohle, die jedoch flexibel ist. Vermeide starre Sohlen.   
  • Achte darauf, dass Du atmungsaktive Schuhe trägst – so schaffst Du auch bei viel Bewegung ein gutes Fußklima und verhindern übermäßiges Anschwellen und Schwitzen. 

Nichtsdestotrotz bleibt das Tragen von Schuhen biologisch/ anatomisch betrachtet eine unnatürliche Angewohnheit – und so gilt: so häufig wie möglich Schuhe ausziehen und barfuß laufen.

Wer so viel auf den Beinen ist, der sollte ganz besonders auf das richtige Schuhwerk achten!

Warum Barfußlaufen so wichtig ist:

Beim Barfußlaufen werden die Fußregionen anders belastet als beim Tragen von Schuhen, wie der Vergleich zwischen Barfußläufern und Schuhträgern zeigt:

Links: Barfußläufer, die nie Schuhe tragen (BI); Mitte: Mischform, größtenteils barfuß, teilweise Schuhe (SI); Rechts: Schuhträger aus westlichen Ländern (W)

Zu sehen ist die Druckverteilung beim Barfußlaufen. In der Studie konnte verdeutlicht werden, dass das Schuhtrageverhalten die Form und Funktion des Fußes beeinflusst.

Unsere Füße sind darauf ausgelegt, über die Ferse, den Mittelfuß sowie die Großzehe und das körpereigene Dämpfungssystem aus Faszien und Muskeln Energie aufzunehmen und abzugeben. Dicke Schuhsohlen jedoch verändern diese Funktion, sodass das Gewebe einerseits verkümmert und gleichzeitig überreizt ist.

Beim Barfußlaufen wird die Funktion der Großzehe deutlich: sie arbeitet als wichtiger Stabilisator bei jedem Schritt mit und sorgt für Gleichgewicht. Das funktioniert jedoch nur, wenn sie sich, ebenso wie alle anderen Zehen, abspreizen kann. Barfußläufer weisen daher deutlich breitere Füße auf, wohingegen sich unsere (westliche) Fuß Form den enggeschnittenen Schuhen angepasst hat.

Außerdem wird beim Barfußlaufen die Fußsohle aktiviert. Durch das Laufen auf natürlichen Untergründen wie Sand, Wiese oder Waldboden wird die Durchblutung angeregt. Die Propriozeptoren (Messfühler in Sehnen, Muskeln und Gelenken) erhalten zusätzliche Reize und die Fußmuskulatur wird auf natürliche Weise trainiert.

Unsere Füße brauchen Bewegung, um gesund zu bleiben. Daher bieten das Barfußlaufen bzw. Spazieren und Trainieren ohne Schuhe eine gute Möglichkeit die Füße zu trainieren.

Wichtig dabei ist vor allem, dass Du das Barfußlaufen langsam aufbaust. Ziehe Dir den Vergleich zwischen der Zeit, in der Du in Deinem Leben bisher Schuhe getragen hast und der Zeit, die es vielleicht brauchen wird, bis Du risikofrei über längere Zeit und Distanz barfußlaufen kannst. Gönne Deinen Füßen jedoch jetzt schon immer wieder eine Pause und Abwechselung, indem Du Schuhe und Socken ausziehst und barfuß läufst oder ein paar Übungen machst.

Die Gesundheit der Füße beeinflusst die Gesundheit des gesamten Körpers – Du solltest daher gleich mit dem Training für gesunde Füße starten.

Versuche so häufig wie möglich Deine Schuhe auszuziehen und barfuß zu laufen.

Literatur:

  1. D’AoÛt , T.C. Pataky , D. De Clercq & P. Aerts (2009): The effects of habitual footwear use: foot shape and function in native barefoot walkers , Footwear Science, 1:2, 81-94
  2. Bowman (2017): Gesunde Füße – step by step. Rücken-, Hüft- und Knieschmerzen vermeiden, Hans Nietsch-Verlag